Wieder so ein Begriff, mit dem man als Einsteiger auf einem Hundeplatz recht früh konfrontiert wird: „Hol Dir den Hund mal in die Grundstellung.“
So…. Uffzzz. Dieser kurze Satz beinhaltet aus meiner Sicht schon so viel Fehlerpotential, dass es mir schwer fällt, in die Erklärungen rein zu finden…
Fangen wir mal mit der Sicht unseres Einsteigerschülers an: Der hat keinen Plan, was der Satz heissen soll…. Grundstellung.
In der Fussarbeit meint „Grundstellung“, dass der Hund auf der linken Seite seines Menschen sitzen soll. Möglichst eng am Bein, ohne ihn zu berühren. Die rechte Schulter des Hundes soll sich auf Höhe des linken Knies des Hundeführers befinden. Der Hund soll seinen Menschen angucken.
Nunja, habt ihr die Situation vor Eurem inneren Auge? Unser Schüler bekommt also die Aufgabe, den Hund auf seine linke Seite zu bugsieren. Das wird er mit Hilfe der Leine machen. Der Hund wird den Sinn des An-der-Leine-ziehens überhaupt nicht verstehen und wird im Zweifelsfall immer wieder frontal vor seinen Menschen wollen, denn das ist ja seit Welpentagen die bevorzugte und bereits 500.000mal belohnte Bettelposition.
Dass das Ganze nicht funktioniert, macht den noch frischen Hundeführer nervös, er fühlt sich (zu Recht) beobachtet und ein wenig unfähig (zu Unrecht). Das macht ihn mürrisch und das macht die Situation jetzt auch nicht einfacher.
Der Trainer sieht das Dilemma und versucht zu helfen. Der Hundeführer darf ein Leckerchen in die Hand nehmen.
Ca. 90% der Bevölkerung sind Rechtshänder. Die Wahrscheinlichkeit ist also gross, dass der Schüler das Leckerchen in seine rechte Hand nehmen wird. Um den Hund, welcher auf die Herausnahme der Köstlichkeit mit Aufregung, Hochspringen und an der Leckerchenhand rumlutschen reagiert, mit der rechten Hand auf die eigene linke Seite zu bekommen ist eine Körperhaltung notwendig, die in der Regel nur von Zirkusakrobaten beherrscht wird.
Der Hund springt also an seinem, sich verbiegenden, das Leckerchen schwingenden Menschen hoch, dieser schmeisst sich bei der Gelegenheit einfach selber auf die rechte Seite des Hundes
ruft ein lautes, halb strenges, halb erleichtertes „Sitz!“ Und der Hund sitzt endlich auf der linken Seite seines Menschen. Dieser freut sich riesig und gibt seinem Hund das hart erarbeitete Leckerchen…..und…. Natürlich steht der Hund auf, um sich das Leckerchen zu nehmen.
Und das ganze Spiel beginnt von vorne…..
Das ist nicht schön, dass macht keinen Spass und das ist noch nicht mal nützlich!!!!
Um eine schöne, freudig und locker ausgeführte Grundstellung zeigen zu können, muss der Hund zunächst das Pivotieren lernen (DANKE BRIGITTE!!!!!!).
Die meisten von Euch werden das Pivotieren unter dem Begriff: Elefantentrick kennen.
Hierbei lernt der Hund, seine Hinterhand bewusst um seine Vorhand drumherum zu drehen. Und der Mensch lernt, dass er diese Vorhandwendung sowohl durch ein Hörzeichen, als auch durch eine Körperbewegung mit seiner eigenen linken Schulter auslösen kann.
Wenn beide, Mensch und Hund dies gelernt haben, können sie nicht nur das „in-die-Grundstellung-kommen“, sondern auch gleich einen Winkel nach links, eine Linksumkehrt, 270° Links, usw.
Das Pivotieren ist die Grundlage für die schwersten Bausteine der Fussarbeit!
Und jetzt, in der Winterzeit ist es so eine schöne Übung für drinnen, im Warmen und mit wenig Raum, der einem zur Verfügung steht.
Bei youtube gibt es gefühlte 5.000.000 Millionen Videos zu dem Thema: Elefantentrick. Viele davon sind gut und viele sind es auch nicht.
Und keiner geht mir genügend darauf ein, welche enorme Rolle, diese Wendung auf der Vorhand für die verschiedenen Bausteine in der Fussarbeit spielt!
Deswegen habe ich mich entschlossen, für das elearning Portal einen eigenen Kurs „Pivotieren“ zu drehen.
Und während ich diesen Artikel schreibe, schneide ich parallel das Material für diesen Kurs zusammen, damit er vielleicht noch zur Eröffnung fertig ist.
Damit möglichst vielen neuen Hundesportlern, die ernüchternde Erfahrung der „Hol Deinen Hund mal in die Grundstellung.“ - Leckerchen Akrobatik erspart bleibt
Brigitte Versterre (von der der wunderbare Begriff kommt )
Den Ise Schil Ler (von der der wunderbare Hund und das wunderbare Foto kommen )