Ist Bei-Fuß-Gehen alltagstauglich?

Ich habe einen guten Freund. Er sieht regelmässig auf Facebook die Videos meiner Perfect Heelwork Seminare und vor einiger Zeit hat er mich mal gefragt: „Das sieht ja sehr schick aus, aber wann brauche ich das mit meinem Hund im Alltag?“

Über diese Frage hatte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt schon länger keine Gedanken mehr gemacht, aber jetzt wird es nochmal Zeit dafür!

Um es kurz und auf den Punkt zu bringen: Bei-Fuß-Gehen ist weder im Alltag, also für tägliche Spaziergänge, nützlich, noch hilfreich. Noch nicht einmal praktikabel.

Wer also darauf hofft, dass sich mit dem Erlernen der Fussarbeit das Geziehe und Gezerre an der Leine verbessern und entspannen würde, dem sei gesagt: nein, das hilft nicht. Hat noch nicht mal was miteinander zu tun.

Bei-Fuß-Gehen lernt man zusammen mit seinem Hund in der Regel, weil man eine Hundeprüfung absolvieren möchte oder muss, bei der Fussarbeit ein Bestandteil ist.

Oder, weil man zusammen mit seinem Hund eine Sportart ausübt, bei der Fussarbeit ebenfalls gekonnt sein soll.

Oder eben, weil man einfach so viel Lust hat, zusammen mit seinem Hund, ein harmonisches Team zu werden, dass man es aus dem-Spaß-am-der Freude, ausübt.

 

Fussarbeit erfordert von Mensch und Hund volle (!!) Konzentration aufeinander, auf die konkrete Situation und auf das, was im nächsten Moment kommen wird.

Auch als Mensch lerne ich, absolut im Moment zu sein. Aus den Umwelteinflüssen nur die für mich notwendigen heraus zu filtern und ansonsten mein Teampartner Hund seinen Job da unten so einfach wie möglich zu machen.

Nix für entspannte, Spaziergänge im Wald, bei denen mein Hund und ich, bei einem notwendigen Minimum an Gehorsam seitens meiner Hunde, Spaß haben und entspannen wollen.

An das Thema: Während-eines-Spazierganges-geordnet-an-der-Leine-laufen muss also ein anderer Experte ran……Bei-Fuß-Training hilft da nicht weiter.

Ich kenne eine Menge Hunde, die eine irre schöne Fussarbeit zeigen, die aber bei einem Spaziergang alles andere als eine Wonne sind!

Die Schwierigkeiten und Probleme unserer Hunde in der Fussarbeit zu verstehen, unsere eigene Rolle, als der Helfende und nicht der Fordernde zu verstehen, nach Lösungen und Übungen suchen, die unseren Hunden die Anforderungen der Fussarbeit vorsichtig näher bringen, körperlich wie geistig, das ist allerdings etwas, dass auf das Zusammenleben mit dem eigenen Hund durchaus einen Einfluss hat! Das Eigenverständnis, und damit auch das Verständnis von „mit einem Hund zu trainieren ist immer Teamarbeit“, dass ist etwas, das durchaus Alltagscharakter hat. Denn es ist Teil des Verständnisses meiner Beziehung zu meinem Hund.

Fazit: Dass mir Bei-Fuß-Gehen, bei dem Spaziergang mit meinem Hund an der lockeren Leine nicht unbedingt weiterhilft, heisst für mich keineswegs, dass ich mich nicht damit auseinander setzen sollte.

Um die Ecke gedacht, kann der dahinter stehende Gedanke, aus Zweien wird Eines, durchaus auch das Leben mit dem eigenen Hund qualitätsvoller werden lassen.

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