Rituale in der Fussarbeit und im Hundesport
Viele Kunden setzen, bewusst oder unbewusst, Rituale beim Training und bei Prüfungen ein.
Da gibt es viele verschiedene und spannende Rituale, die mir begegnen!
Ich würde grundsätzlich zwei verschiedene Ritualsituationen unterscheiden:
1) Rituale, die dem Hundeführer helfen sollen
2) Rituale, die dem Hund helfen sollen
1) Rituale, sollen UNS durch ihre Routine Sicherheit und Orientierung in einer aufregenden Situation geben.
2) Wenn wir Rituale für unsere Hunde nutzen, wollen wir sie damit in der Regel in eine bestimmte Stimmung und/oder Konzentration versetzen.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass die wenigsten Hundeführer bewusst eigene Rituale, für sich selber, vor einer Prüfung etablieren.
Ja, man kann sie wirklich richtig trainieren! Das machen wir bei unseren Hunden ja auch so!
Aber es sollte zu Euch passen. Denn Ihr möchtet damit ja Euer persönliches Wohlgefühl steigern.
Ich trage z.B. auf Seminaren (wenn das Wetter es zulässt) gerne (von einer Freundin) selbstgestrickte Wollsocken. Sie geben mir ein wohliges „Zuhause“-Gefühl, egal, wo auf der Welt ich gerade bin.
Aus meiner Sicht macht es auch ganz viel Sinn, als Ritual nochmal den Bewegungsablauf der Fussarbeit durchzugehen. Was macht welcher Fuss, in Kombination mit der Schulter, im Winkel nach links…?
Aber da solltet Ihr Eure eigenen Erfahrungen machen. Einfach mal ausprobieren, was sich gut anfühlt.
Rituale für die Hunde habe ich schon die Verschiedensten gesehen: Pivotieren auf der Stelle, Slalom durch die Beine, Bellen auf Kommando, Bällchen Schmeissen, Handtarget berühren, Leckerchen werfen….
Auch da solltet Ihr darauf achten, dass es ein Ritual sein soll, bei dem der Hund sich wohl fühlt. Wollt Ihr ihn eher ruhig und gelassen haben, könnte das Bällchen-Schmeissen-Ritual ungünstig sein….
Aus meiner Sicht gibt es drei Dinge im Zusammenhang mit Ritualen für den Hund, die häufig falsch gemacht werden:
1) Sie werden nicht als solche trainiert!
Das Etablieren eines Rituals ist ein eigener Trainingsschwerpunkt, und sollte auch wie ein solcher behandelt werden. Ihr wollt ja nicht nur die Handlung (z.B. das Pivotieren). Diese Handlung soll ja auch noch Signalcharakter bekommen. Ihr wollt die dadurch erzeigte Stimmung ja auch noch mit in das Training (später in die Prüfung) nehmen. Also, nicht Ritual - und dann erst noch eine Runde mit der Trainingskollegin quatschen…!
2) Der zweite Punkt, den ich im Zusammenhang mit Ritualen als falsch erlebe ist, dass sie auf dem Trainingsgelände selber ausgeführt werden! Das ist aber bei den meisten Prüfungen nicht möglich! Gewöhnt Euch und Euren Hund daran, dass Ritual VOR dem Trainingsgelände, z.B. in einer ruhigen Ecke des Parkplatzes, zu trainieren.
Wenn Ihr das immer dann macht, wenn Ihr auf dem Hundeplatz seid, und bei einer Prüfung dürft Ihr dann eben nicht, erst das Bällchen oder auch Leckerchen werfen dann ist der ganze Sinn des Rituals futsch!! Und dem Hund (und Euch!!) fehlt eine Riesenhilfe, um in die Prüfungssituation hineinzufinden.
3) Viele Hundeführer haben Rituale etabliert, ohne sich dessen bewusst zu sein!
Kontrolliert Euch selber (Denkt dran: Filmt Euch selber, vom aller ersten Moment an!), ob Ihr, vielleicht, immer nachdem Ihr auf den Trainingsplatz kommt: den Hund erstmal alles abschnüffeln lasst, Leckerchen schmeisst, Zerrspiele spielt, usw.
Super schnell wird daraus ein Ritual für den Hund, es gehört dazu, erzeugt eine bestimmte Stimmung und das nicht nur beim Hund! Und wenn das dann bei einer Prüfung nicht möglich ist, bricht ein großes Stück Sicherheit für beide Seiten weg.
Also, Rituale machen ganz viel Sinn! Sollten aber individuell auf die Person und den jeweiligen Hund abgestimmt sein. Sie sollen Euch leicht fallen und gut tun, genauso, wie Eurem Hund!
Nehmt Euch die Zeit, dieses Ritual und das Mitnehmen der dadurch erzeugten Stimmung ins Training, bewusst zu trainieren und hinterfragt Euer Handeln immer wieder, ob Ihr Euch da eine wirkliche Hilfe für eine Prüfung aufgebaut habt.