Eigentlich…
hatte ich vor, meinen aller ersten Blogartikel mit einem Titel wie: „ Jetzt auch noch ein Blog?!“ zu verfassen.
Aus aktuellem Anlass habe ich mich umentschieden (… und überlege gerade, ob das nicht „ fürs erste mal ein zu heisses Eisen ist…), aber nun ja….
Jetzt auch noch einen Blog zu verfassen, zusätzlich zur Homepage, zu den Facebook und
Instagram Posts (… sind das bei Instagram eigentlich Posts…?) habe ich mich entschieden, weil ich ziemlich regelmässig bei meiner Arbeit auf Dinge oder Situationen stosse, die ich gerne näher erklären oder auch besprechen würde.
Aber auf Seminaren fehlt mir dazu oftmals die Zeit…
Und so kommt es dann auch zu diesem aller ersten Blogartikel.
Er könnte die Überschrift haben:
Die Kritik der anderen…..
Die Vorgeschichte:
Auf einem meiner letzten Seminare war eine Dame mit ihrer Hündin.
Das Seminar war ein Perfect Heelwork Fortgeschrittenenseminar, was heisst, dass ich ich alle Teilnehmer/innen bereits von einem Perfect Heelwork Teil I bis III Seminar kannte.
Die letzte Trainingseinheit am dritten und letzten Seminartag war eine Art Zirkeltraining.
Es gab 4 verschiedene Aufgaben, welche die Menschen (jaaaaa, ich versuche nicht mehr unbedingt Hundeführer zu sagen und zu schreiben….) mit ihren Hunden Bei-Fuß-laufend
gemeinsam bewältigen sollten.
Es gab köstlich duftende BIO Putenwurst (Danke Petra!) unter Fliegenhauben, verschiedene Untergründe, wie Matten und Kissen, eine Ecke mit Spielzeug und von besagter BIO Putenwurst hatten wir etwas Blut aufgefangen, dieses auf Teller getropft und diese auf die Erde gestellt …., zum drumherum arbeiten….
Meine Kundin machte sich mit Schwung und guten Mutes daran, die Aufgaben gemeinsam mit ihrer Hündin abzuarbeiten. Es klappte viel besser als sie erwartet hatte und sie war zu Recht stolz auf die gemeinsame Arbeit.
Davon hat sie ein Video bei Facebook gepostet,…
Ihr ahnt es vielleicht…, dies hier war einer der ersten Kommentare zu diesem Video….
Zack, …. da weißte Bescheid!!!
Tatsächlich ist es natürlich völlig belanglos, wer das, oder etwas ähnliches schreibt.
Aber wie geht man um, mit der (ungefragten) Kritik der anderen…
Wie war die Situation denn überhaupt…:
Ich nehme diesen Kommentar also mal zum Anlass, um zu erzählen, wie sich mir die Situation darstellte:
Die Hündin hatte bereits auf dem Perfect Heelwork Teil I bis III Seminar in allen Übungen
überwiegend Pass in der Fußarbeit gezeigt. Der war nur durch Tempoübergänge in den Trab zu korrigieren und auch zeigte die Hündin spontane Wechsel zwischen Trab und Pass, auch an inhaltlich eher untypischen Stellen.
Ich habe die Kundin gebeten hatte, diese Situation bitte durch eine/n Fachfrau/mann abklären zulassen. Bei unserem Wiedersehen auf dem Fortgeschrittenenseminar, zeigte die Hündin immer noch überwiegend Pass in der Fußarbeit (freilaufend draußen nicht!). Körperlich war alles durch gecheckt, und für „ok“ befunden.
Also, haben wir weiter daran gearbeitet, den Trab zu finden und zu halten.
Am zweiten Tag des Fortgeschrittenenseminars mache ich Übungen, um das Tempo der
Hundeführer/innen für die Fußarbeit im Trab in einen messbaren Bereich zu bringen.
Ich bediene mich dafür der persönlichen bpm Zahl, welcher der Hundeführer gehen muss, damit der Hund konstant und auf gerade Strecke, traben kann.
Diese bpm Zahl ermittele ich für jedes Team.
Dann suchen wir passende Musik raus und schon habe ich Trabtempo für den Hund und
Schwung und Lockerheit für den Hundeführer!
Bevor jeder mit seinem Hund die Fußarbeit in seiner bpm Zahl ausprobieren darf, machen wir
gemeinsame „Taktfinde“ Übungen ohne Hund.
Schon da ist mir aufgefallen, wie gut meine Kundin bei den verschiedenen Liedern den Takt finden und halten konnte. Auch nach Tempoübergängen, Anhalten und wieder Losgehen…. und so weiter.
Sie war wirklich erstaunlich gut!!! Und siehe da, eines ihrer liebsten Hobbys (neben Obedience), ist das Tanzen! Bingo, dachte ich…
Wir haben also die Hündin dazu genommen, Frauchen hat die Füsse zu ihrem Song geschwungen und WEG (!!!!) war der Pass!!!
Er war weg!!!
Und ich sage Euch, es lag ganz bestimmt nicht am Tempo, das hatte ich vorher schon bis zum Schnauf-Tempo gesteigert.
Ich stehe also sprachlos neben ihrer Übungseinheit und sehe eine strahlende, schwebende
Kundin, mit einer fröhlich, lockeren, trabenden Hündin neben sich. Sie macht eine enge, korrekte Grundstellung direkt neben mir und sagt:“ Ich glaube, ich habe sie bis jetzt immer mit meiner Überkorrektheit gebremst…!“
Das sind Momente, da bekomme ich Pippi in die Augen…
Nicht: „Endlich strengt sich mein Hund mal an!“
Nein!: „Ich glaube, ICH habe sie bisher immer gebremst!“
Was bin ich dankbar für so viele Selbstreflexion und was für unglaublich weise Worte aus dem Munde einer erfahrenen Hundesportlerin!!!
Locker und gelöst haben die beiden das gesamte weitere Seminar, mit einem Liedchen auf den Lippen durch gearbeitet (… kann man es da arbeiten nennen…).
Bei der aller letzten Aufgabe, eben dem Zirkeltraining, auf welches sich der Kommentar bezieht, hat die Kundin dann noch einmal ein Leckerchen in die Hand genommen.
Manchmal machen das Kunden, gerade bei dieser Übung.
Es kompensiert eine Unsicherheit.
Die Unsicherheit „Na, ob ich wohl interessant genug bin, dass mein Hund nicht zu dem Putenblut guckt…!“
Ich kann dieses „Futter-in-die-Hand-nehmen“ problemlos akzeptieren, weil ich weiß, es ist eine Unsicherheit beim Hundeführer.
Es zeigt mir als Ausbilderin den Stand der Dinge an. Es ist eine Information für mich, dass ich an diesem Punkt weiter arbeiten kann.
Und die Unsicherheit ist bei der letzten Übung von drei anstrengenden Seminartagen auch nicht ganz unberechtigt.
Wisst Ihr, was nämlich häufig die Alternative zu dem banalen Leckerchen in der Hand ist:
Es wird mit Druck gearbeitet!
Die Lösung: Futter in der Hand ist nicht ideal…, eine saubere, externe Belohnung wäre mir auch lieber, aber …. whatever!!!
Mit dem Argument „Guck mal, was ich hier habe…! Ich weiß, Putenblut, aber guck doch mal…! „ zu arbeiten ist so viel netter, zeugt von einer so viel freundlicheren Art, diese Situation zu sehen, als: „Mein Fräulein, vergiss, was Du vorhast…..“
Himmel, natürlich wäre es auf der Ausbildungsskala noch weiter oben anzusiedeln, wenn die Position durchgehend korrekt wäre…. aber wisst ihr, was meine Kundin als Gefühl mit nach Hause genommen hat:
„Ich habe es geschafft, auch diese schwere Aufgabe im Trab zu meistern! Mit einem zufriedenen Hund uuuund: das Leckerchen wäre ja gar nicht nötig gewesen! Ich habe mich nicht von der Schwere der Aufgabe dazu verleiten lassen, wieder steif zu werden und meinen Hund in den Pass zu drücken!!
Wir haben es gemeinsam geschafft!“
Sie war, zu recht, so stolz darauf, dass sie das Video sogar bei Facebook gepostet hat.
Und bekommt dann solch einen Kommentar zu lesen…..
„Bitte nicht böse sein…. wenn Du damit zufrieden bist…..“
Was ist denn das ???
Ich bin so sehr bemüht den Hunden und den Menschen ein Gefühl von:
Wir - gemeinsam - gegen - den Rest - der - Welt zu geben und aus diesem unumstößlichen
Wir - können - uns - aufeinander - verlassen - Gefühl eine Fußarbeit aufzubauen, die durch keine Prüfungssituationen der Welt mehr ins Wanken gebracht werden kann werden kann, dass mich solch ein Kommentar erschüttert.
Das, was diese Kundin sich mit ihrem In - sich - gehen, Bei - sich - selber - den - Fehler-suchen, nicht dem Hund den Fehler in die Schuhe schieben erreicht hat, darauf kann sie tatsächlich, völlig zu Recht stolz sein.
Und ich bin es auch…
Habt Spaß bei der Fußarbeit… und zwar BEIDE…, genießt die Zeit, die ihr beim Training
miteinander verbringt. Lasst die Hunde sich entfalten.
Eine korrekte Position ist dann nicht schwer hinzuzufügen, aber dass BEIDE Spass an der
Fußarbeit, an der gemeinsamen Bewegung haben, dass sollte immer das oberste Trainingsziel sein!